Eindringling – Sexy Geschichten

Das ist ja wohl nicht zu fassen – schon zum dritten Mal begegne ich jetzt diesem Mann. Arbeiten tut er hier ganz bestimmt nicht – das wüsste ich. Ich bin seit Jahren hier und kenne eigentlich alle Leute.

Das erste Mal habe ich ihn auf der Treppe vor dem Haupteingang getroffen. Er fiel mir auf, weil er einfach ganz ruhig dastand und zu der endlos hohen Fassade aufsah, mitten im Gewimmel all der Angestellten, die sich beeilten, zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen. Wie üblich habe ich noch ein paar Worte mit Ilona gewechselt, die im selben Gebäude arbeitet, nur bei einer anderen Firma. Als ich endlich zum Aufzug marschierte, stand er ziemlich unschlüssig vor der großen Anschlagtafel, auf der die Lage aller Firmen hier verzeichnet ist. Gerade zögerte ich, wollte ihn fragen, ob ich ihm helfen kann – zumindest auf den ersten Blick ist alles doch sehr verwirrend -, da nickte er und ging stracks auf den wartenden Aufzug zu. Die Tür schloss sich hinter ihm, und ich musste den nächsten nehmen.

Und jetzt, gerade als ich aufs Klo gehen will, läuft er mir zum dritten Mal über den Weg, im Flur der Personalabteilung. Dass hier das einzige Damenklo für insgesamt sieben verschiedene Abteilungen liegt, war schon immer ein Ärgernis, an dem die Geschäftsleitung allerdings nichts zu ändern beabsichtig.

Wieder sieht er sich suchend um.

Langsam wird mir die Sache ein wenig unheimlich. Ob er ein Krimineller ist, jemand auf der Suche nach günstigen Gelegenheiten, der sich einfach mit dem ganzen Menschenstrom morgens heimlich ins Gebäude geschlichen hat und nun in aller Ruhe alles ausspionieren konnte?

Jetzt kann ich ihn nicht mehr ignorieren; schließlich habe ich die Interessen meiner Firma zu wahren.

„Was suchen Sie hier?“ frage ich ihn, in ziemlich scharfem Ton.

Er lacht; ein fröhliches, warmes, jungenhaftes Lachen. „Schimpfen Sie nicht mit mir. Gehen Sie lieber heute Abend mit mir essen. Sie haben mir sofort gefallen – gleich auf der Treppe draußen. Und den Aufzug wollte ich Ihnen noch aufhalten, aber es war zu spät.“

Ich bin sprachlos. Was bildete der Typ sich eigentlich ein? „Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?“ entgegne ich empört. „Ich kann doch nicht mit jedem Dahergelaufenen essen gehen. Und wenn Sie hier nichts zu suchen haben, verlassen Sie bitte unsere Räume!“

Er hebt bedauernd die Hände, dreht sich um und verschwindet.

Etwa eine Stunde später werde ich zum Chef gerufen. Jovial kommt er mir schon in der Tür entgegen, nimmt mich bei der Hand. Unser Chef ist ein ganz Lieber. „Darf ich Ihnen unseren neuen Personalchef vorstellen“, sagt er. „Er beginnt heute seine Arbeit hier. Er hat ausdrücklich Sie als Sekretärin angefordert.“ Mit diesen Worten weist er auf einen zweiten Mann im Zimmer. Ich möchte in den Erdboden versinken. Es ist natürlich mein Unbekannter.

Nachmittags ziehe ich mit meinen sämtlichen Siebensachen um in sein Vorzimmer. Er scheint sich königlich über meine Verlegenheit zu amüsieren. Als ich mich um fünf von ihm verabschieden will, hält er mich auf. Mit einer Hand auf meiner Schulter. „Wie ist es – wollen Sie nun mit mir essen gehen?“

Ich stammele etwas, das er als Zustimmung nimmt. Schon hat er ebenfalls den Mantel an und nimmt mich beim Arm. Wie eine willenlose Puppe folge ich ihm. Ich kann ja wohl schlecht einen Aufstand machen; alle würden über mich lachen. Außerdem, ich muss wider Willen zugeben, er gefällt mir, mein neuer Vorgesetzter.

Und so wehre ich mich auch gar nicht, als er mich im Aufzug nach unten, den wir merkwürdigerweise für uns allein haben, das erste Mal küsst und etwas von „Liebe auf den ersten Blick“ murmelt.

Ja, wir hatten heute einen Eindringling in der Firma. Aber er ist nicht nur da eingedrungen, sondern auch in mein Herz …

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